Unter Trauma versteht man eine schwerwiegende, belastende Lebenserfahrung, die bei den Betroffenen massive Gefühle der Hilflosigkeit, des Entsetzens, des Schmerzes hervorrufen. Man unterscheidet:
TYP I Traumata umfassen einmal auftretende und zeitliche begrenzte Ereignisse wie zum Beispiel Unfälle oder Naturkatastrophen.
TYP II Traumata (sogenannte „man-made-disasters“) umfassen anhaltende und sich wiederholende traumatische Erfahrungen, die durch Menschen herbeigeführt werden, dazu gehört körperliche Gewalt (sexueller Missbrauch, Folter, …), psychische Gewalt und Lebensbedrohung. Am häufigsten betroffen sind Menschen in Kriegs- und Krisengebieten sowie Menschen, die als Kinder in ihren Familien Opfer von Gewalt oder Missbrauch wurden.
Auch Erfahrungen wie Verlust oder Vernachlässigung, z.B. in der Kindheit, können traumatisierend sein.
Symptome einer POSTTRAUMATISCHEN BELASTUNGSSTÖRUNG nach einer TYP I Traumatisierung sind:
- blitzartig auftretenden Erinnerungen an das Trauma (Flashbacks) und Albträume
- körperliche Gefühlsstörungen
- starke Belastungssymptome bei allem, was an das Trauma erinnert
- anhaltende Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die an das Trauma erinnern könnten
- Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit
- Schlafstörungen
- Unfähigkeit, wichtige Aspekte des Traumas zu erinnern (während des Traumas eine wichtige Schutzfunktion!)
- Gefühl von Betäubtsein/emotionale Stumpfheit/Teilnahmslosigkeit/Gleichgültigkeit/gedankliches Wegdriften
- Interessenlosigkeit
Symptome einer KOMPLEXEN POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG (PTBS) nach TYP II Traumatisierung sind:
Die Symptome, die bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung (Typ I) auftreten, sind auch hier vorhanden, zusätzlich:
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Große Probleme die eigenen Gefühle zu regulieren. Betroffene haben Schwierigkeiten die Art, Stärke und Dauer dieser Gefühle (z.B. Wut oder Angst) zu beeinflussen. Oftmals kommt es zu Risikoverhalten oder selbstschädigenden Verhalten.
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Die Art und Weise wie man sich selbst wahrnimmt verändert sich grundsätzlich in eine negative Richtung: Betroffene fühlen sich häufig minderwertig, unterlegen oder wertlos. Verbunden damit treten tiefgreifende Gefühle von Scham, Schuld oder Versagen im Zusammenhang mit dem traumatischen Ereignis auf.
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Die Beziehungen zu anderen Menschen verändern sich. Betroffene erleben andauernde Schwierigkeiten in wichtigen Beziehungen oder im Gefühl der Nähe zu Anderen.
- Verlust von Erinnerungen, Neigung zu Dissoziationen
- Somatisierungsstörungen: zum Beispiel chronische Schmerzen, Symptome im Bereich des Magen-Darm-Trakts, des Herzens oder der Sexualfunktionen
- Veränderungen der Lebenseinstellungen: Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Sinnverlust, Verlust positiver Überzeugungen und Einstellungen
Von einer Bindungstraumatisierung spricht man, wenn die Traumatisierung durch wichtige Bindungspersonen zugefügt wurde.
Mit Entwicklungstrauma wird eine Traumatsierung bezeichnet, die früh in der Entwicklung (Kindheit) stattfindet. Dadurch nimmt die Persönlichkeitsentwicklung Schaden. Eine häufige Folge von schweren Entwicklungstraumata sind Persönlichkeitsstörungen u.a. vom Borderline-Typ oder eine Dissoziative Identitätstörung.
Wenn Menschen traumatisiert werden, indem sie das Trauma eines anderen Menschen miterleben, spricht man von Sekundärtraumatisierung. Betroffen sind oft Einsatzkräfte und Menschen in helfenden Berufen sowie Angehörige.
Chronifizierte Traumafolgestörungen können zu Angststörungen, Depression, Essstörungen, Suchterkrankungen usw. führen.
In den letzten Jahren haben sich Traumatherapie-Konzepte, u.a. durch Forschungsergebnisse aus der Neurowissenschaft, sehr stark weiterentwickelt und es konnten hoch wirksame Methoden zur Traumatherapie entwickelt werden.